Ladys, Lust & Leidenschaft

Mal romantisch leidenschaftlich, dann hinreißend schräg werden queere
Lebenswelten durcheinandergewirbelt. Flughäfen und Filmsets, Gärten und
Hotels, Bars und der wilde Westen sind Schauplätze der Erzählungen.
Es ist Sprachkunst, wie Rick innige Gefühle schildert und sie mit sexuellen
Begegnungen verschränkt, verschiedene Ebenen in den Texten aufschimmern
lässt. Ein genauer Blick und scharfer Humor kommen hinzu.

Aus einem heißen Sexnachmittag beim Making of entwickeln sich Slapstickartige
Szenen, die voyeuristische Gier genauso genüsslich aufs Korn nehmen
wie das chaotische, sexuell aufgeladene Treiben bei Filmdreharbeiten. Düster
und melancholisch-romantisch entwickelt sich die Liebesgeschichte Platzflimmern.
Ride, Sally, Ride entwirft in musikalisch-poetischen Bildern die Sehnsucht nach
unberührter Natur und endet in Momenten ungezügelter Lust …

„Rick hat zu einer konsequent durchgehaltenen Sprache über Sex
gefunden, deren entspannter, ungekünstelt-natürlicher Tonfall ohne
jede süßliche Falschheit mich angenehm überrascht hat.“ (Helga Pankratz)

Leseprobe

Auszug aus Orphea:
„Ich muss jetzt gehen.“
„Bleib doch noch.“
„Ich kann nicht. Es ist schon viel zu spät.“
„Ich habe ein Lied für dich geschrieben. Einen Country-Song. Den spiele ich dir
jetzt noch vor.“
Zögernd ziehe ich die Jacke wieder aus und setze mich ihr zu Füßen. In Gedanken
bin ich schon bei meinem Aufbruch.
„Zu meinem Song gibt es eine wahre Geschichte, von einer sehr coolen Lady“,
lächelt die Geliebte, während sie die Gitarre nimmt und mit dem Daumen langsam
über die Saiten streicht.
„Stell dir vor, es ist fünf Uhr Nachmittag und heiß, irgendwo in Nevada …“
Während die Geliebte erzählt, wird ihre Stimme leiser und ihre Worte verglühen
langsam in der Hitze. Eine karge, steinige Landschaft beginnt sich vor mir
aufzutun, in der, wie eine Luftspiegelung am Horizont ein dunkler Punkt sichtbar
wird. Eine Reiterin galoppiert mir entgegen, Staub wirbelt auf und weht mir in die
Augen, ich kann gerade noch einen flüchtigen Blick auf sie werfen, auf ihr rotes
Halstuch, den Hut mit der breiten Krempe, dann ist sie vorbei und es ist wieder
still in der Wüste. […]
„Could hold you in my side and in my arms.“
Einen Refrain singt sie eine Nuance tiefer als den anderen, schert aus, nimmt
sich die Freiheit dazu, und diese winzige Stelle törnt mich an, sodass ich unbedingt
Sex mit ihr haben möchte, und Bilder von unseren Liebesstunden vor meinen
Augen auftauchen. An dieser einen Stelle, in der sie fast in die zweite Stimme
kippt, die Quint singt, ohne es zu wollen, wird mir schlagartig die wunderbare
Ungeheuerlichkeit bewusst, von ihr ein Liebeslied geschenkt zu bekommen, dass
sie noch dazu selber singt. Diese Erkenntnis verursacht einen erotischen Schub
ohnegleichen „For you’ve got me on your magical woman’s charms.“ […]

Auszug aus Die Augen der Scheherazade:
Sie wartete in der Ankunftshalle auf mich. Sie hatte sich
geschminkt. Ein hauchdünner Kajalstrich lungerte an der
Innenseite der Lider, so fein, dass ich nicht sicher war, ob es ihn
wirklich gab. War es denn nur Einbildung, die Augen plötzlich
in einem geheimnisvollen Flor größer und größer werden zu
sehen? Das helle Blau verlor sich im Dunkel der Wimpern, wurde
weitläufiger – es verhieß Geschichten, die ich mir bis jetzt nie
erdacht hatte …